Auf Wunsch einzelner Leute die nicht zur Weihnachtsfeier waren oder einfach für Interessierten Menschen, möchte ich meine Worte für die Nachwelt hier noch in Stein meißeln…
Wenn die Tage kürzer werden, es draußen kalt und nass ist, dann ist das für mich, meine Zeit um zurück zu schauen, um das Jahr revue passieren zu lassen. Dann schaue ich gern auf die Dinge die hinter uns liegen und hoffe auf noch viele schöne Erlebnisse gemeinsam mit euch. In einer Zeit, in der gute Nachrichten schon fast zu einer Seltenheit geworden sind, ist es besonders schön, ein Teil einer großen Familie zu sein, in der meist gute Laune herrscht und oft gelacht wird. Egal was wir anfassen, es kommt immer etwas tolles dabei heraus. Der SV Eutritzsch ist eben eine Welt für sich.
Abgesehen von den vielen Sportlichen Ereignissen, muss ich sagen, dass es sich mit euch richtig gut feiern lässt. Nach einer mega Party in Pegau, haben wir im Spätsommer an der Schladitzer Bucht unseren 165. Geburtstag gefeiert. Die Mädels haben sich bei der Organisation ordentlich ins Zeug gelegt, und für eine prima Partyatmosphäre gesorgt. In einer sehr schönen Lokation, geschmückt mit vielen Bildern aus der Vergangenheit des SVE und tollen Leuten war das ein sehr gelungener Abend. Da viel das gar nicht so sehr ins Gewicht, dass der Veranstalter uns nur ein halbherzig zusammengestelltes Buffet lieferte. Danke an alle die dazu beigetragen und mit angepackt haben. Ich persönlich, habe den Abend richtig, richtig, richtig genossen und mich fallen gelassen, so dass ich fast vergessen hätte, meinen präsidialen Pflichten nachzukommen um den Abend mit ein paar abschließenden Worten zu dem Tag des Jahres zu krönen. Sorry, aber manchmal möchte ich eben auch einfach nur mal da sein.
In Eutritzsch kann sich jeder auf viele Weise engagieren. Keiner muss, aber jeder kann und trotzdem sollte immer einer! Jedem einzelnen muss bewusst sein, dass Eutritzsch nur dann weiterlebt und sich entwickelt wenn auch jemand etwas dafür tut und Verantwortung übernimmt. Manchmal habe ich das Gefühl, dass das noch nicht bei jedem angekommen ist. Womit wir beim nächsten Thema wären.
Das der SV Eutritzsch eine sehr soziale Ader hat und in der Vergangenheit die verschiedensten sozialen Projekte förderte, hat uns einen sehr guten Ruf, weit über die Grenzen der Stadt hinaus eingebracht. Alleine in diesem Jahr haben wir die Elternhilfe für Krebskranke Kinder mit 2400,-€, die Kinderarche in Eutritzsch mit 810,-€ für ein Gruppengeschenk, und den Advent des Herzens in Taucha mit 1000,-€ unterstützt. Für die Größe unseres Vereines ist das eine außergewöhnliche Leistung. Wenn alle Menschen in unserer Gesellschaft sich einmal im Jahr gemeinnützig engagieren würden oder einfach mal selbstlos etwas Gutes tun, anstatt ständig auf der Suche nach etwas Negativen zu sein und zu meckern, wäre aus meiner Sicht die Welt in einem ausgewogenen Gleichgewicht. Etwas Gutes zu tun macht Spaß, Glücklich, Stolz, Motiviert und sorgt für eine innere Zufriedenheit. Wie wichtig das ist sieht man gut an dem Beispiel der Wolfsträne. Ein Verein welchen wir vor ein paar Jahren schon mal gesponsert hatten stand jetzt kurz vor dem finanziellen Aus.
Manchmal wünsche ich mir auch ein „Fröhlicheres Projekt“ welches wir unterstützen. Die zurückliegenden Projekte waren immer sehr tiefgreifend, traurig, bewegend und zehrten oft an meiner Substanz. Schon beim ersten Kontakt, wenn man die Räume der Organisationen betritt und die Menschen kennen lernt fällt es mir immer wieder schwer die Fassung zu bewahren. Zum Glück begleitet mich zu diesen Terminen immer noch Kerstin und stärkt mir den Rücken. Aber vielleicht sind auch genau diese traurigen Geschichten und Schicksale von Hilfebedürftigen Menschen das, was uns antreibt.
… ein Tag auf den ich mich innerlich sehr lange vorbereitete, und vor dem ich schon eine gewisse Angst hatte, war der Tag, an dem ich mit Kerstin unseren Ball auf dem ihr euch alle verewigen durftet zu den Kindern auf die Station gebracht habe. Am Morgen telefonierte ich noch einmal kurz, zur Sicherheit, damit man auch weiß das wir kommen. Alles war klar, aber ich hörte leicht heraus, dass die Kollegen dort dachten das wir zur Spendenübergabe kommen. Die ist ja aber als Überraschung auf den Weihnachtsmarkt geplant. Egal, mir wird schon etwas einfallen…
Am Nachmittag begrüßte uns Markus, ein großer drahtiger sportlicher Mensch. Der Händedruck fühlte sich an wie von einem Schraubstock. Er ist ein sehr positiv denkender Mensch mit einer motivierenden Ausstrahlung. Weil ich kein Geld oder Scheck in der Hosentasche hatte und ich niemanden enttäuschen wollte, begrüßte ich ihn gleich mit den Worten, „Wir, der SV Eutritzsch, sind kein Verein, der einfach nur Geld sammelt und spendet und das anonym übergibt. Wir sind heute hier, weil wir mehr über euch, die Arbeit der Elternhilfe erfahren wollen, und wissen möchten wie es den Menschen geht die dort betreut und umsorgt werden. Und weil ich die Bilder und Emotionen an den SV-Eutritzsch weitergeben möchte. Ich sehe meine Aufgabe darin, meine Eindrücke mit euch zu teilen. Und hoffe, euch damit motivieren zu können, damit wir niemals aufhören, etwas zu tun und zu bewegen“. Markus sagte, dass nur wenige Leute den Mut finden, auch einmal hinter die Kulissen zu schauen. Er freute sich über unser Interesse. Und so machten wir uns auf den Weg quer über den Hof und verschwanden in den Katakomben der Kinderklinik. Wir liefen durch endlos erscheinende Kellergänge. Hin und wieder öffnete Markus Türen von Räumen, welche sie nach langen bitten und betteln von der Klinikleitung für ihre Arbeit erhalten haben. Dahinter verbargen sich Turn-und-Bewegungsräume, eine kleine Boulderhalle oder Fitnessräume für schon etwas ältere Kinder und Jugendliche. Zu jedem Raum gab es von Markus etwas zu berichten.
Markus erzählte uns von einem Jungen, welcher nach der Therapie nicht mehr laufen konnte oder wollte. Eines Tages fuhr er diesen Jungen mit einem Rollstuhl zu diesen Boulderraum. Die Farben in diesem Raum wirkten schon sehr einladent. Als er die Tür öffnete strahlten die Augen des Jungen und er hat gefragt ob er dort hineindarf. Ja natürlich, er robbte über die Matten und fing an zu klettern. Nach einer Weile wollte er wieder auf sein Zimmer. Er ging zu Fuß zurück, er hatte ganz vergessen, dass er nicht mehr laufen konnte…Irgendwann erreichten wir die Onkologie für Kinder. Als sich die Tür öffnete und wir die Station betraten, war das der Moment an dem es einfach nur hieß, jetzt musst du ganz stark sein. Auf dem Flur standen auch Gitterbetten. Das bedeutet, das dort auch ganz kleine Kinder versorgt werden müssen. Hier und da öffneten sich Türen, man konnte einen kurzen Blick erhaschen von den Kahlköpfigen Kindern die auf ihrem Betten saßen. Besorgte Eltern liefen über den Flur, ich wollte nicht wissen, welche Gedanken sie mit sich herumtragen. Ich merkte wie es mir immer schwerer fiel meine Gefühle unter Kontrolle zu halten und fragte mich, wie das die Leute aushalten die tagtäglich hier arbeiten. Neben der Spottherapie gibt es auch noch Kunst und Musiktherapie. Das ist wichtig um den langen Klinikaufenthalt aufzulockern und die Kinder zu motivieren und auf das Leben danach vorzubereiten. Ganz abgesehen von den Nebenwirkungen der Therapie…
An der Wand auf dem Flur hingen zwei Gemälde nebeneinander, von einem Jungen der sich nach Erhalt der Krebsdiagnose selbst gemalt hat, und dann noch einmal als er den Krebs besiegt hat. Es ist unglaublich, wie die Kinder sich selbst wahrnehmen und mit der Krankheit umgehen.
Dann gibt es direkt auf der Station ein Musikzimmer. Mit doppelt isolierten Fenstern und Türen. Ausgestattet mit allem was man benötigt um Musik zu machen oder einfach nur um Frust abzubauen. We gibt alles, vom Schlagzeug bis zur E-Gitarre, ein Klavier und die notwendige Technik um Songs aufzunehmen. Markus meinte, dass dort auch schon die eine oder andere Band gegründet wurde und sich manche heute noch treffen um gemeinsam zu musizieren. Er erzählte uns auch von einem Mädchen, welches die Diagnose erhielt das sie den Krebs nicht besiegen wird. Sie schrieb einen Text welchen sie dort vertonte und für ihre Eltern aufgenommen hat als bleibende Erinnerung….
Auf der Station gibt es auch ein Elternkaffee. Mit einer gemütlichen Ecke zum Sitzen, ein Ort an dem man sich nicht wie in einer Klinik fühlt, wo sich Eltern treffen, zum reden und austauschen. Und es gibt auch jede Menge Spielzeug und Spiele damit die Eltern unbedarft mit ihren Kindern spielen können. Auf dem Flur sollen schon Bobikarrennen und Marathonläufe stattgefunden haben. Die Kinder sind dort sehr kreativ.
An der Tür zum Elternkaffee klebte ein Zettel, auf dem zu meiner Enttäuschung stand, dass die Clownsnasen wegen krankheitsbedingten Ausfällen heute nicht vor Ort sind. Denen hätten wir gern über die Schulter geschaut. Die stehen nämlich auch noch auf unserer Liste. Vielleicht ist das unser Projekt für nächstes Jahr.
Unser Rundgang endete an einer Tür hinter der an Leukemie erkranke Kinder eine Knochenmarkstransplantation bekommen. Ein streng steriler Bereich aus dem die Kinder oft Wochenlang nicht herausdürfen. Aber auch dort gehen die Clownsnasen sonst mit sterilen Anzügen hinein, um den Kindern etwas Freude zu bringen. Auf sehr einfühlsame Weise und natürlich nur wenn die Kinder das auch möchten.
Mein Fazit, ohne die Kinderhilfe und die vielen Menschen die diesen Verein unterstützen, wäre diese Kinderstation nur eine medizinische Einrichtung mit grauem Fußboden und weißen Wänden.
Danke Eutritzsch für euer Engagement.
Meine wahrscheinlich schwerste Rede in meiner Amtszeit…
Eurer Präsi








