Hier waren wir noch nie

Mit dem Versprechen im Kopf, dass es in diesem Jahr weniger um Quantität als um Qualität gehen würde, traf sich der harte Kern der Eutritzscher Volleyballer kurz vor 9 auf Bahnsteig 13 4/4 des Leipziger Einkaufszentrums mit Bahnanschluss. Er wurde vom Tourguide mit einem zünftigen Peniger Pils begrüßt. Matthias stellte seine altersgerechte Fitness zur Schau, in dem er das Nahverkehrsangebot der Stadt konsequent ignorierte und den Weg von Ermlitz nahezu vollständig per Rad absolvierte. Pünktlich 9.11 ging ein Ruck durch die Crew, das Bier schaute, sofern es nicht schon auf dem Bahnsteig das Behältnis gewechselt hatte, kurz zum Falschenrand hinaus, und schon ging die Zugfahrt Richtung Petersroda los. Schnell wurden die Fahrkarten kontrolliert. Die Schaffnerin ließ leider nicht zu einem Umdrunk überreden. Sie fragte aber pflichtgemäß nach dem Ausstieg, um uns die nötige Zeit zum Entwirren der zahlreichen Räder einzuräumen. Kaum schaut in Petersroda das erste Fahrrad aus der Tür, kam vom Lokführer der Ruf nach Beeilung. Mit Blick auf die Türblockierung ließ uns diese Aufforderung aber völlig kalt.

Auf dem Bahnsteig von Petersroda folgte noch eine kurze technische Überprüfung der Räder und schon ging’s los in Richtung Delitzsch-Bitterfelder Braunkohlentagebaugelände. Teils asphaltiert, teils sandgeschlämmt war der Weg gut befahrbar. Die weit fortgeschrittene Wiedernutzbarmachung, fast kann man es schon Wald nennen, ließ uns staunen. Nach kaum 5 km Fahrt bei Sonnenschein, bot sich ein Grillplatz für die erste Rast an. Leider hatte der Grillmeister pünktlich zum Feiertag Ruhetag, weswegen wir auf Mitgebrachtes bauen mussten. Also kreiste Horsts Andenkenflasche für die ersten Runden. Als Dank für das Sponsoring wurde ein Erinnerungsphoto geschossen. So jung und frisch kommen wir nicht mehr zusammen.

Weiter führte uns der Weg vorbei an diversen wassergefüllen Restlöchern in Richtung Bitterfeld. Kurz vor der Stadt war eine Straße gerade für uns fertig geteert worden. So erreichten wir quasi selbstrollend die Wasserfront. Die angeblich längste Bank sah zwar gigantisch aus, lud aber nicht zum Sitzen ein. Stattdessen lagerten wir auf dem grünen Strandstreifen war schon wieder Nachtanken angesagt. Der Auffordung, die Temperatur des Wassers ganzkörpermäßig zu prüfen, wurde nur ganz vereinzelt nachgekommen.

Zwischenzeitlich wurde klar, dass wir auch in diesem Jahr nicht völlig frei von Pannen sein würden. Bei Matthias wollte ein Schnür senkel unbedingt seine Runden drehen. Er wurde aber erfolgreich abgewickelt und Matthias konnte die Symbiose mit seinem Rad lösen. Weiter ging es in Richtung Mühlbeck auf der Nordseite des Sees. Dort fanden wir einen mobilen Imbissstand, der zur Freude unseres Präsidenten ungarische Küche anbot. Der Kesselgulasch hatte eine ordentliche Oktanzahl, weswegen er ausreichend neutralisiert werden musste. Gut betankt und geschärft trugen uns die Räder bis zum Pegelturm, der natürlich erklommen werden musste. Fast alle konnten die schöne Aussicht in ca. 30 m Höhe genießen. Nur Manfred kämpfte mit seinem Fahrradschloss, das ihm seine Unkapputbarkeit mit Nachdruck demonstrierte. Dafür hatte er im zurückliegenden Jahr fleißig das Absteigen geübt.

Ohne weitere Zwischenfälle ging’s um die Goitsche bis nach Reibitz. Der dortige Reiterhof war auf Himmelfahrt eingestellt. So gab es der Mittagsmahlzeit zweiten Teil, nebst ordentlicher Spülung. Die Musik war leidlich, der Diskotheker versuchte, die Qualität seiner Darbietungen durch häufiges Umkleiden zu steigern. Es gelang ihm leider nicht. Dafür hatten wir endlich Gelegenheit, den letzten verkümmerten Tropfen aus Horst seiner Flasche zu quetschen.

Weiter ging es in Richtung Krostitz. Die Brauerei hatte eine große Fete angekündigt. Das wollten wir prüfen. Gut dimensioniert war das Fest schon, zumindest gut besucht. Groß waren leider auch die Menschentrauben vor den Biertränken. Dies wollten wir uns nicht antun. So fuhren wir über über Mutschlena und Gottscheina nach Merkwitz zum Schloss. Die Freiwillige Feuerwehr sorgte dort für einheimische und durchreisende Himmelfahrer, gerade richtig, um neue Kraft für die letzte Etappe zu tanken. Dies war, wie die Bilder zeigen, auch dringend notwendig. Überrascht hat uns, dass Leipzig bereits hinter Mutschlena beginnt und es trotzdem bis Leipzig noch ein weiter Weg ist. Wir wollten aber nur bis Thekla, um zu guter letzt den Eichberg zu erklimmen. Einen hervorragenden 7. Platz belegte dabei unter Auferbietung letzter Kraftreserven und mit lautstarker Unterstützung unsere Uhri.

Zwischenzeitlich hatte Michael letzte Vorbereitungen für den Ausklang des Tages getroffen. Dabei war eine seiner ersten Aktionen, noch bevor wir eintrafen, seine Kerstin vom Hof zu verbannen. In einer Männerwirtschaft geht es halt lockerer zu. Dies war dem Tag angemessen. Trotzdem hatte es Kerstin noch geschafft, einen wohlschmecken den Nudel salat zu hinterlassen. Herzlichen Dank dafür.

Nach dem alle Mägen gefüllt waren und sich ein Sättigungsgefühl breit machte, kreisten in gewohnter Weise die Flaschen. Kaum ging es zum gemütlichen Teil des Abends über, trudelten auch die Ehefrauen zum Milieustudium ein. Wir lieferten ihnen den nötigen Stoff dazu. Zwischenzeitlich wurde unser Treiben auch neidisch von oben beobachtet. Ein Landeversuch, um unsere Getränke zu kapern misslang jedoch. Auch unser Senior Horst, ließ sich trotz seiner erheblichen haushalthelferischem Bremsspuren sehen und half bei der Tilgung der Vorräte. Nach dem ein großer Teil derselben aufgebraucht war, begann Michal – ganz Hausmann – mit der Entsorgung der Abfälle. Damit es nicht nur von außen warm wird, sondern auch von innen, kreisten wiederholt grüne Flaschen, deren Inhalt dann in der Regel mit Bier abgelöscht wurde.

Zu vorgerückter Stunde kam bei dem einen oder anderen Müdigkeit auf. Andere verließen fluchtartig, ihren Ehefrauen hinterher stolpernd das Festgelände. Wir werden halt nicht jünger. Jedenfalls war es wieder ein schöner Tag. Das Wetter hat mitgespielt. Die Getränkeversorgung unterwegs und bei Michael haben gestimmt. Dafür nochmals herzlichen Dank an den Gastgeber. Übrigens, keiner hat gemerkt, dass es tatsächlich nur 55 km waren. Die nächste Himmel(Fahrrad)fahrt kommt bestimmt und wir werden neue Wege erkunden. Das verspricht

Euer Tourguide

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