Der marinierte Ball und die Wasserader
Die Krankheits- und Verletztenstatistik im Eutritzscher Verein ist momentan spannender als die Tabelle in der Hobbyliga. Man könnte glauben, dass Mannschaftsintern schon Wetten über die Teilnahme und den Ausfall von Spielern abgeschlossen werden. Trotz allem haben wir es heute geschafft 6 Spieler zuzüglich Liberos aufzustellen. Nach den letzten beiden Niederlagen gegen VC 90 und unsere Erzfreunde Taucha ist dringend ein Sieg notwendig. Wir wollten nicht auf einem Abstiegsplatz in die Sommerpause gehen.
Als wir pünktlich 19.00 Uhr in die Halle zogen, waren die Geckos schon zahlreich vertreten. Sie prüften sorgfältig Länge, Breite und Höhe der Halle. Die unter der nördlich gelegenen Spielfeldhälfte liegende Wasserader ist den Geckos aber entgangen.
Der erste Satz begann vielversprechend. Wir setzten die Geckos von Anfang an unter Druck. Die Annahmen waren perfekt die Pässe standen gut. Wir holten einen Punkt nach dem anderen. Natürlich profitierten wir auch reichlich von den Fehlern der Geckos. Mit 10 Punkten Vorsprung näherten wir uns dem Satzende. Die eigentlich so mit dem Wasser vertrauten Lurche fanden nicht den Faden zum Spiel, und gaben so den ersten Satz mit 25:19 an uns Eutritzscher ab.
Der zweite Satz begann ähnlich. Doch schon nach wenigen Ballwechseln mussten wir bitter feststellen, dass die cleveren Geckos im ersten Satz nicht geschlafen hatten. Sie hatten unsere Schwachstellen genauestes analysiert und ausgenutzt. Viele unserer Angriffe endeten im gegnerischen Block. Durch die oftmals fehlende Nahsicherung fielen viele Bälle einfach zu Boden. Auf Grund der sehr guten Flugeigenschaften des Spielballes endete auch so mancher Aufschlag an der Wand. Leider ging der 2. Satz mit 20:25 an die Geckos.
Zu Beginn des dritten Satzes stand fest, dass das heute ein langer, kämpferisch anspruchsvoller Abend würde. Die Wasserader hinter uns gelassen fanden wir gleich zu Beginn des dritten Satzes gut ins Spiel. Unsere immer noch schwache Annahme wurde durch die hervorragende Einsatzbereitschaft unseres Zuspielers durch Liberoqualitäten ausgeglichen. Er kratzte noch so manchen Ball vom Boden, sodass er als fast perfekter Pass am Netz ankam und uns wertvolle Punkte brachte. Kurz vor Satzende arbeiteten wir noch mal an unserer Verletztenstatistik. Markus verletzte sich seinen Fuß durch eine Kollision mit einem Mitspieler. So hatte auch unser zum Allrounder gewordener zweiter Zuspieler noch seine Prämiere als Mittelangreifer. Trotz Schock durch die Verletzung schafft wir es, den Satz noch mit 25:22 zu gewinnen.
Frisch getapt und mit reichlich Eisspray versorgt war Markus zu Begin des 4. Satzes wieder einsatzbereit. Leider war der 4. Satz einer unserer schwächsten an diesem Abend. Die Gekos hatten alle unsere Schwachstellen in der Annahme erkannt und gnadenlos ausgenutzt. Der ungewohnte, von den Gekos mitgebrachte, glibberige, scheinbar mit Froschöl marinierte Spielball, rutschte einfach zu oft durch die Finger. Unsere Aufschlagquote war schlecht wie noch nie. Viele Angriffe gingen ins Aus. Der Satz war nicht mehr zu retten und ging mit 13:5 Punkten klar an die Geckos.
Trotzdem gingen wir mit guten Vorsätzen in den 5. und letzten Satz. Wir mobilisierten unsere letzten Kräfte. Jeder wusste, einen Tiebreak gewinnt die Mannschaft mit den besseren Nerven und den stärkeren Willen und einen Tiebreak haben wir noch „nie“ verloren. Spieltaktisch klug begannen wir die erste Hälfte des Satzes auf der Seite mit der Wasserader. Trotz starker, kämpferischer Leistung konnten wir uns nicht vom Gegner abzusetzen. Mit einem Punkt Vorsprung für die Geckos wurden die Seiten gewechselt. Plötzlich begannen die bisher starken Geckos Fehler zu machen. Das hatte uns einen leichten Vorsprung verschafft. Wir nutzten die entstandene Unruhe der Geckos aus und holten noch so manchen wichtigen Punkt. Mit einer riesigen Portion Glück, welche zu jedem Spiel gehört, beendeten wir den letzten Satz knapp mit 15:13 zu unseren Gunsten. Schade, dass die sympathischen und spielerisch sehr guten Geckos mit gesenktem Haupt den Platz verliesen. Es war ein sehr spannendes und anspruchsvolles Spiel. Ein großes Dankeschön geht an das souveräne Schiedsgericht und die treuen Fans.
Das Spiel gegen die Geckos habe ich unserem Spitzen-Diagonal-Angreifer Sebastian gewidmet. Er kämpft schon seit Monaten mit einem verschleppten Virus und hat jedes mal ein schlechtes Gewissen, weil er nicht am Spielbetrieb teil nehmen kann. Durch starken Teamgeist haben wir trotz erkrankter Spieler die Siegpunkte geholt. Sebastian muss nun kein schlechtes Gewissen mehr haben und wir können ganz entspannt in die Sommerpause gehen.
Wir sind ein Team!
Der Old Spießer