Diese Frage stellten sich wohl alle Beteiligten nach jenem Herbstwochenende.

Am 10. September 2022 war es mal wieder so weit. Nach jährlicher Pause stand der traditionelle Herbstausflug vom SV Eutritzsch an. Neben einigen bekannten Gesichtern schlossen sich nun auch einige Neulinge dem Teamevent an, hatte man vom Eutritzscher Herbstausflug doch bisher nur Gutes gehört. Leckeres Essen, Wanderungen oder gemütliche Bootsfahrten in der Natur sowie gesellige trinkreiche Abende. Wer konnte da schon widerstehen? Da wusste jedoch noch keiner, dass Olaf dieses Jahr zur Vorbereitung auf die Rückrunde der laufenden Volleyball-Saison wohl im wahrsten Sinne des Wortes ein „Bootcamp“ geplant hatte.

Alles begann am Freitagabend mit der Anreise über die Serpentinstraßen zwischen Boží Dar und Ostrov durch die nebligen Täler des Erzgebirges. Während einige bereits den Sonnenuntergang in der wunderschön gelegenen Pension DvurStran genossen, erreichten die letzten Wagemutigen erst im Dunkeln die Herberge. Dort auf der Lichtung hinter dichtem Fichtenwald erwarteten uns gemütliche urige Zimmer, zwei große Aufenthaltsräume mit allerlei Spiel und Spaß und ein unbebauter Ausblick auf das tschechische Erzgebirge. Spätestens das erste frisch gezapfte tschechische Bier steigerten die Vorfreude auf das gemeinsame Wochenende.

Besonders das Bild zweier Liebenden in einer Badewanne sorgte im Vorfeld vermehrt für Aufsehen und versprach fast etwas wie Erholung und Entspannung. Im Wasser sollten schlussendlich auch fast alle Eutritzscher landen, nur weit gefehlt wer dabei das romantische Ambiente mit Badewanne und 35 Grad Wassertemperatur im Kopf hat…

Am Samstag war es dann so weit. Nach einem ausgiebigen und stärkenden Frühstück machten sich alle Eutritzscher per Sonderbus zum Ausgangspunkt der Bootstour. Von dort sollte die Tour vom letztem Jahr fortgesetzt werden. So starteten wir in Karlsbad bei knapp unter 20 Grad und leichtem Sonnenschein die Eger flussabwärts mit dem Ziel Radosov. Statt eigentlich 14 geplanten Booten stachen nach einiger Wartezeit 13 waghalsige Eutritzscher 2er-Teams in die Fluten der Eger.

Mit ausgelassener Stimmung, und teilweise gar Hochmut wurden unter den Blicken es Junggesellinnenabschieds ganz in Rosa die erste Paddelzüge geschlagen. An der Einstellung änderten auch mehrerer Wildwasser-Kanuten nichts, die einige Meter später zu uns in die Eger stiegen. Wer von uns auf das falsche Material gesetzt hat, würde sich nicht einmal 10 Minuten darauf zeigen.

Die Strömung zu schnell, der Wasserstand zu niedrig, der Bootcamp-Instructor namens Eger verteilte den ersten Nackenschlag. So wurde das erste Boot in die Knie gezwungen. Doch das kann einen Eutritzscher nicht erschüttern. Neue Paare wurden gebildet und die Fahrt konnte beginnen. Wer anfänglich noch überlegte, ob wassergeschützte Tonnen wirklich von Nöten seien, hat die Wahl wohl spätestens an diesem Punkt nicht mehr bereut. Auch die weniger stylischen Schwimmwesten wären von einigen wohl sehnlich gewünscht gewesen.

Denn kurz darauf hörte man im Egertal schreien: „Mann, Kind und Hund über Bord.“ Sicherlich nur etwas Pech, fehlende Kenntnisse über die Technik, reine Ausnahme. Ausnahmen, die sich verdichteten. Nach 3 Stunden stand der Zähler bereits bei 4. Aber immerhin noch 9 Eutritzscher Boote trocken… NOCH.

Wer bisher noch von unten trocken war, wurde nun von oben ordentlich eingewässert. Der Himmel öffnete seine Schleusen und verpasste allen eine ordentliche Portion kühles Nass. Hallelujah! It’s raining men! So suchten alle Eutritzscher Zuflucht unter ausladenden Bäumen. Alle? Nein, ein Boot ergab sich aufgrund der vorangegangenen Kenterung einfach ihrem Schicksal und setzte trotz widriger Verhältnisse zum Zwischensprint an. Denn gegen 15.00 Uhr stand dann der zweite Stopp und eine ordentliche Stärkung mit traditionell tschechischer Küche auf dem Programm. Während die wenigen Trockenen die Zeit zum Essen und Ausruhen nutzten, verbrachten die „nassen“ Eutritzscher die Pause hauptsächlich damit, auf der Toilette zwischen den Gästen einer Hochzeit ihre Kleidung zu föhnen – alles für das Team.

Apropos Team. Getauscht wurde fast alles, was an trockener Kleidung da war. Als wir zur Weiterfahrt ansetzten, saßen die wahren Fashion Highlights deshalb auch nicht mehr im Saal zwischen Tüll und Tränen, sondern in den roten Kanus Richtung Radosov. Nur interessierte das die brachiale Naturgewalt Tschechiens offenbar herzlich wenig. Nach einer weiteren Stunde hatten wir den Verlust drei weitereBoote zu verzeichnen. Dabei hatten wir an einigen schwierigen Stellen mittlerweile schon bewusst Streckenposten positioniert, um zur Stelle zu sein, falls es das nächste Team erwischen würde. Gegen 17.00 Uhr war das Ziel in Radosov zum Greifen nah. Bisher waren noch 4 Eutritzscher Boote der Eger verschont geblieben. Doch dann erwischte es auch das 10. Eutritzscher 2er-Team.

An einer Stromschnelle mit flachem Wasser ereignete sich die letzte und wohl dramatischste Kenterung. Zur Sicherung von Leib und Leben wurde das Kanu vorerst aufgegeben, die reißenden Flut griffen sofort zu und verschluckten das blaue Boot in wenigen Augenblicken unter die Wasseroberfläche. Erst ein mutiger Bergungstrupp aus 3 starken Eutritzscher Männern erreichten das schier Unmögliche. Nur gekleidet in Schlübbern stellten sie sich den Fluten und konnten letztlich das Boot aus der Strömung befreien.

So schafften es am Ende immerhin 3 von 13 gestarteten Booten trocken und unversehrt zurück in die Pension. Dort wurde die Heimkehr der verlorenen Eutritzscher mit reichlich Bier, Wein und Palatschinken bis tief in die Nacht gefeiert. Spätestens zum Sonntagsfrühstück war der Schock bei allen verdaut. Gut gelaunt, aber geprägt von unseren Eindrücken beendeten wir mit einem Gruppenfoto das gemeinsame und erlebnisreiche Wochenende.

Ein Ausflug mit feuchtfröhlicher Bootsfahrt, der uns allen wohl lange in Erinnerung bleiben wird. Bis auf einige blaue Flecken ging zum Glück alles verletzungsfrei aus. So werden wir wohl noch lange von diesem abenteuerlichen Bootcamp berichten und eines Tages am Lagerfeuer in den Geschichten dieses Wochenendes schwelgen. Ein großes Dankeschön gilt dabei unserem Olaf, der diese aufregende Fahrt für uns organisiert hat, sowie allen beteiligten Eutritzschern, die dieses Wochenende unvergesslich gemacht haben. Die Rückrunde kann kommen!

Tom-Henri & Bella

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