Ortsderby, aufgeheizte Stimmung, im Vorfeld bereits etliche verbale Scharmützel…

Eigentlich begann für uns das Derby bereits im Dezember mit ausgeklügelten Trainingsmethoden. Diese waren als eine Mischung aus mentaler Gelassenheit in jedweder Spielsituation, aus rektaler Entspannung auch bei noch so körperlichen Verspannungen und vor allem aus einer blitzartigen Reaktion mit technisch souveränen Ballbewegungen zu beschreiben – es wurde schlichtweg SITZVOLLEYBALL gespielt. Ein Schelm, der dabei an die Altersvorsorge der Eutritzscher Oldies denkt. Außerdem wurden mit über unsere Homepage dezent verstreuten „versehentlichen“ Indiskretionen über Taktik, Trainingslager und andere mannschaftliche Befindlichkeiten bereits im Vorfeld eine spannungsgeladene Atmosphäre beschworen (natürlich wohl wissend, der Gegner liest mit). Hat er auch und dann sogleich ein Gegenkonzept entworfen. Somit stand nach der fiktiven Aktenlage letztlich ein „heiß aus dem Trainingslager“ angereister SV Eutritzsch gegen eine „frisch vom mediterranen Gourmettempel“ weg gefangene Tauchaer Truppe gegenüber. Erstere wollte mit Schnelligkeit, anspruchsvollen Kombinationen und gewiefter Taktik punkten, letztere mit den infolge der Schlemmereien unförmigen Körpermassen das eigene Feld möglichst breitflächig ausfüllen. Da soll dann gar kein Ball vom uns auch nur die geringste Chance haben, den Boden auch nur annähernd zu berühren…

Doch Spaß beiseite. In Realität standen sich beide Mannschaften in dieser Saison nun bereits das 3. Mal im Punktspielbetrieb gegenüber. 2:3 für Taucha in der Hinrunde in unserer Halle; dann unser 3:2 Heimerfolg im Pokalderby im November. Außerdem haben beide 796 Punkte in der ewigen Rangliste (seit 17 bzw. 18 Jahren); es herrscht Punktgleichstand zwischen uns in der Staffel A3; der heutige Verlierer kann infolge der hautengen Verfolger bei viel Pech sogar noch absteigen… – damit war die Brisanz des Matchs von vorneherein allen bewusst. Gleichzeitig freuten wir uns auf das Match in Taucha, da zu dieser Mannschaft bereits seit Jahren die besten Kontakte gepflegt wurden. Egal wie so ein Spiel zwischen uns auch ausgeht. Danach wird gemeinsam gefeiert.

19:45 Uhr. Alle pünktlich. Keine vergessenen Sportschuhe oder Knieschützer. Alle fit im Schritt. Eine leicht nervöse Stimmung provozierte bei dem einen oder anderen noch vor dem Spiel einen zusätzlichen Toilettenbesuch („nervöser Darm“). Vor dem Einspielen noch eine Runde mentales Coaching (Denkt an eure Stärken..), dann Einspielen und 20:20 Uhr Anpfiff!

Und was für eine Stimmung. Prominente und wohl instrumentierte Besetzung auf beiden „Zuschauerrängen“. Unser von weitest her angereister Fan, Old-Manfred kam extra aus der Landeshauptstadt eingeritten! Außerdem dabei natürlich unser treuer Fan-Block (danke!!!!!) und die Petra aus Laucha. Die Instrumentierung der Tauchaer Fans wurde eigenen Angaben von uns „abgeguckt“, wenngleich noch erheblicher und hörbarer Nachholbedarf besteht!! 🙂

Also Anpfiff. Hoch motiviert und leidenschaftlich wurde auf beiden Seiten bereits im 1. Satz um jeden Ball gekämpft. Nach gelungenem Start führten wir mit 4 Punkten. Da es nicht gelang, den Vorsprung zu „verwalten“ und die Führung immer wechselseitig abgegeben wurde, war ein spannendes Satzende vorprogrammiert. Mitunter bis zu 10 Ballwechsel zwischen beiden Mannschaften lassen erahnen, was für ein hin- und herwogender Kampf es war. Letztlich verloren wir 27:29.

Das versprach, ein langer Abend zu werden. Und der wurde es auch.

Die beiden nächsten Sätze gingen mit ca. 25:20 an uns. Weiterhin wurde mit hohem Niveau gespielt; beide Seiten ausgeglichen, auch beide Seiten mit kurzzeitigen „Wasseradern“. Taucha hatte seine komplette Truppe an Bord und konnte munter durchwechseln. Wir infolge einer recht dünnen Spielerdecke eher weniger. Dafür brachte unser Coach ab dem 2. Satz unseren Joker. Der hieß Uhri. Durch ihn wurde nicht nur der Altersdurchschnitt der Mannschaft exorbitant in die Höhe katapultiert (was jedoch eher weniger interessierte), sondern eine starke Leistung trotz Handwickel mit den Gegner überraschenden Spielzügen erbracht.

Also 2:1. Der Kasten Hopfenblütentee (Christians Geburtstagsrunde und gleichzeitig Siegprämie) wartete. Sollte er jedoch auch noch einige Zeit, denn zum Leidwesen von zwei unserer Profitipper (Tipp: 3:1 für uns) – ging der Satz dieses Mal wieder nach Taucha. Unser Spiel über die Mitte war noch nicht wieder so druckvoll, so erfolgreich wie früher. Dafür ließen uns die Tauchschen Varianten des Mittelangriffs der schnell gelegten Bälle (Handball lässt grüßen…) das eine oder andere Mal verzweifeln.
Klar gibt es in Spielen immer wieder Situationen, in denen der Schiedsrichter angeblich „schuld“ hat am Punktverlust. Und dann wird mehr oder weniger gemeckert, je nach mannschaftlicher Stimmungslage und Resonanz. Dies hielt sich heute alles in erfreulichen Grenzen. Vielmehr sind die Hitzköpfe unter uns im Rahmen der emotionalen Deeskalation wieder einen großen Schritt weiter gekommen. Das ist natürlich auch dem jederzeit fairen und ausgeglichenen 1. Schiri der Tauchaer zu verdanken, der selbst die zeitweise Schwäche seines Kollegen auf der anderen Feldseite souverän wegstecken konnte.

Nachdem den Fanblocks durch den Hallenwart der Maulkorb umgehängt wurde (22:00 Uhr herrscht in Taucha die vorgegebene Anwohner-Nachtruhezeit!) ging es etwas weniger musikalisch, jedoch gleichwohl leidenschaftlich in unser nunmehr legendäres Tiebreak. Wieder mit gutem Start führten wir mit ein bis drei Punkten. Jetzt hieß es cool bleiben. Glücklicherweise wurde der Annahmefehler unseres Jungliberos zum 13:13 schnell abgehakt. Nach der neuen Führung zum 14:13 hieß es für uns: Satz- und Spielball. Christian, einer unserer Newcomer ließ mit seinem Aufschlag nichts anbrennen: sicher und souverän von unten zum Gegner gebracht, der dann seine letzte Chance durch einen verspielten Schnellangriff hatte. Schluss. Sieg. Traditioneller Freudentanz auf unsrem Feld. Abklatschen. Und dann gemeinsamer Freudentanz mit den Tauchaern…

Verloren hat an diesem Abend keiner. Gewonnen haben alle mit einem über weite Strecken hochklassigen und spannenden Spiel inmitten einer wohltuend fairen und freundschaftlichen Stimmung. Danke Taucha.

Der mit der „1“ auf dem Trikot

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