Vom 30.8. bis 1.9. ging’s nach Loket (Tschechien, zu Deutsch Ellenbogen) an den Fluß Ohre. Nach rund 2,5 h individueller Anreise sammelte sich Eutritzsch mit Anhang am Abend in der Pension Ve Skale, gebaut direkt am Fels. Olaf hatte das ganze Haus für uns reserviert und zum Abendbrot Gulasch mit Knödeln bestellt. Mit lecker tschechischem Bier ein perfekter Start ins Wochenende.
Nach dem Frühstück sammelte sich die Mannschaft, um ein paar Schritte zum Bootsverleih zu laufen. Nach etwas langer Warterei waren alle Boote aufgeblasen. Der ohrenbetäubende Lärm der elektrischen Luftpumpe weckte auch noch die letzten müden Geister. Wir hatten sieben Boote, welche nach und nach zu Wasser gelassen wurden. Die Zusammensetzung der üblichen Grüppchen stand fest. Leider lies sich daran nix rütteln, sodass ich mit meinen beiden Steppkes und meiner Frau beinah alleine aufbrechen durfte, hätte Nine sich nicht erbarmt, uns zu unterstützen.
Nun paddelte Eutritzsch 15 km stromabwärts nach Karlovy Vary (Karlsbad). Nach den ersten Paddelversuchen, kämpften wir mit den Tücken des Stromes. Viele Untiefen wollten gemeistert werden. Sprichwörtlich Un-Tiefen, denn unser Boot lief immer wieder auf Grund. Die Ohre war einfach zu flach, selbst für zwei Mädels, zwei Knirpse und meine 55 kg. Olaf P. im Boot vor uns paddelnd hatte das rechtzeitig erkannt und kippte im Rahmen eines Wassergewöhnungskurses unfreiwillig vom Boot. Seine Wiederzustiegsversuche führten dazu, dass er mit jedem weiteren Versuch nasser wurde und am Ende vollständig ans Wasser gewöhnt (nass) war. Olafs Teammitglieder und wir waren vor Lachsalven so ergriffen, dass wir dir leider nicht helfen konnten.
So ein Boot ist aber auch schwer zu beherrschen, da träge und ohne Servolenkung. Nine, meine Frau und ich machten damit so unsere Erfahrungen. “Links, wir müssen links!” Also heftig links gepaddelt. Erst passierte nix und dann plötzlich eine scharfe Linkskurve. “Wir müssen rechts, mehr rechts!”. So fuhren wir im Zickzack über den Fluss. Das Kräfteverhältnis war bei drei Paddlern sowieso ungünstig verteilt bis sich meine Dame ans Steuer setzte und einfach nur lenkte. Somit ging es nun schön gerade aus, aber eben nur noch mit 2/3 Kraft. Zu allem Übel klaute uns Olaf P. irgendwann ein Paddel. Mit nur zwei Paddeln klappte nun wenigstens das Gerade-aus-Fahren stressfrei 😉 Unsere beiden Jungs fanden so langsam Gefallen am Ausflug. Der Große feuerte uns an, eiferte mit den anderen Booten um die Wette und wurde immer frecher.
Nach 7 km, es war Mittag, zogen wir unsere Boote an Land und nahmen einen Imbiss. Der Freisitz war gut besucht, tschechische Leckereien wieder beliebt und damit schnell vergriffen. Da meine Steppkes kaum Hunger hatten (Woher auch, vom Durch-die-Gegend-Schippern-Lassen?) und sowieso nur einen Blick für den Spielplatz, griffen wir zu Pommes, welche sich hervorragend als Bordverpflegung und zum Enten füttern eignen sollten.
Olaf S. erging es wie meinen beiden Jungs, er wollte ja mitmachen, durfte aber nicht. Damit es nicht langweilig wurde, suchte er sich eine neue Crew. Meine Mädels und ich tauschten rings um: Backboard, Steuerbord, Achtern. Jedoch hatten sie mangelndes Vertrauen in meine Navigationskünste, sodass ich zum Rudern verdonnert wurde 😉 Es klappte irgendwie auch am Besten. Während es den Kleinen übermannte, wurde der Große immer vorlauter und legte sich mit Marcus und Julian an. Ich wartete nur auf die Gelegenheit, ihn ins Wasser zu stecken, aber ein paar Spritzer mit dem Paddel reichten, um ihn wieder zur Vernunft zu bringen.
Als wir als letztes Boot an der Staustufe ankamen, gab es Stau. Olaf P. blockierte die Wasserrutsche. Er hatte das Prinzip einer Staustufe verstanden. Irgendwie wollte sein vollbesetztes Boot nicht die Rampe hinunter. Das Wasser aber schon. Was dazu führte, dass das Boot von hinten mit Wasser voll lief und nun noch schlechter hinunter kam, sodass es evakuiert werden musste. Die Besatzung kletterte die Seitenwände der Staustufe hinauf und Olaf, nun wassergewöhnt, stieg aus, um das Boot mit aller Kraft die Rutsche hinunter zu ziehen. Unten angekommen musste sich die Besatzung erstmal sortieren, was uns Gelegenheit gab, zu überholen. Die anderen unterhalb der Staustufe hatten sich gesammelt und gewundert, was los war. Teilweise verkettet trieben wir die Ohre weiter hinab.
Gegen vier in Karlovy Vary angekommen gab’s Zielprämie zu Preisen zum Staunen (7 EUR für ein Bier, eine Limo und zwei Eis). Endlich wieder festen Boden unter den Füßen liefen wir ein paar Schritte zum Bahnhof hinauf. Die Rückfahrt nach Loket erinnerte mich an frühere Zeiten: Zugfahren im Sechserabteil – ein ganz ungewohntes, aber sehr angenehmes Gefühl. Die Sechsereinteilung kennen wir ja schon vom Feld. An einer Zwischenstation mussten wir in einen Schienenbus umsteigen. Zum zweiten Mal kamen nostalgische Erinnerungen in mir hoch. Der Dieselmotor tuckerte los, es ruckelte und schepperte – was für ein Fahrgefühl. Plötzlich kramte meine Frau wild im Rucksack und schaute mich ganz entsetzt an. Handy weg? Schlüssel? Portemonnaie? Kind? Nein, der Lieblingsschnuffi vom Kleinen lag noch im Boot! Egal, der war so knülle und schlief gerade auch ohne.
Wieder in Loket blieb uns eine Stunde bis zum Erdschwein. Also fix duschen, sammeln und auf zum Schwein. Die Zubereitung eines Erdschweins ist eine alte Tradition, bei der Steine in einem Erdloch mit Feuer erhitzt werden. Anschließend kommt das Wild hinein und gart über mehrere Stunden. Zum Glück hatten das andere schon für uns erledigt, sodass das Erdschwein vor unseren Augen aus seinem Loch befreit werden konnte. Die Messer der Köche glitten wie Butter durch das Fleisch, sodass wir schon erahnen konnten, wie zart so ein Erdschwein sein würde. Zusammen mit böhmischer Kost und tschechischem Rauchbier ein einmaliger Genuss!
Der Tag war für unsere zwei Stifte so ereignisreich, dass sie nach kurzem Power-Napping im Zug nun wieder voll überdreht waren. Daher wandte ich mich schweren Herzens vom Bier ab und bummelte mit meiner Familie durch die ins Rot des Sonnenuntergangs getauchte Stadt. Im lauen Sommerabendlüftchen zog es uns zur Musik am Fuße der Burg, wo auf der anderen Seite der Ohre eine 90er-Dance-Cover-Band Playback spielte. Zu heißen Rhythmen von Dr. Alban, Corona und La Bouche mobilisierten wir unsere letzten Kräfte – die Kinder ihre körperlichen, wir die nervlichen.
Am Sonntag stand eine Stadtführung auf dem Plan. Da dies für meine beiden Jungs vermutlich zu langweilig geworden wäre, entschieden wir uns direkt für die Burg, von welcher man einen herrlichen Rundumblick auf die Pension, Loket und die Gegend hat. Der Folterkeller war wirklich gruselig. Wer will schon lebendig eingemauert werden? Die sehr gut erhaltene Burg war den Besuch wert. Gegen Mittag brachen wir gen Heimat auf – mit Umweg über Karlovy Vary. Wegen des Lieblingsschnuffis. Ja, er war noch da!
Toller Ausflug, Olaf! Uns hat’s gefallen. Wir werden noch mal in die Gegend fahren und sind damit sicher nicht die einzigen Eutritzscher, die zum Wiederholungstäter werden. Deine Eutritzscher sind gespannt, wo du uns nächstes Jahr hinführst.